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Die Totgeburt (Teil1)

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Beitrag  Theoryndil Do 04 Nov 2010, 18:52

Die Todgeburt

Die Dämmerung brach gerade erst an und am weit entfernten Horizont war ein heller, gleissender Streifen aus goldenem Licht zu sehen. Von diesem Fundament aus gleissendem Feuer griff ein rötlicher Schimmer um sich, breitete sich immer weiter aus. Schlussendlich erreichte das Meer aus Farbe die bissher im Dunkeln unsichtbar gebliebenen Wolken, welche unentwegt, ohne sich zu bewegen über ihm schwebten. Im rötlich, violletten Licht wirkten diese nun, wie mit einem riesigen Pinsel in den Himmel gemalt. Der gesamte östliche Teil des Himmels war von Licht und Farbe eingenomen worden und zwang alles, sich an diesem wunderschönen Schauspiel zu beteiligen.
Beim Ursprung des Ganzen, schob sich nun der Verantwortliche aus den Bergen. Die Sonne grub sich, gleich einer jener legendärer und mystischer Drachen, aus der Erde und lies die umliegenden, in jeder Jahreszeit mit Schnee bedeckten Gipfeln, glänzen und spiegeln. Wie kostbarste Diamanten lagen sie da und wiedergaben sämtliche Farben welches dieses Spektrum kannte. Eine wohlige Wärme stieg in seinem Körper auf, als die ersten Strahlen an den Hügel heranreichten auf dem er stand. Aus dem Wald, welcher sich unendlich weit vor ihm erstreckte, stieg nebeliger Dunst auf und gesellte sich zu seinen grossen Brüdern am Himmel, welche immer noch von Farbe durchtränkt waren.
Mit der wärmenden Sonne erwachte auch die Welt um den Beobachter herum. Vögel begannen fröhlich aber vorsichtig ihr Lied zu zwitschern, Eichhörnchen sammelten Vorräte für den nahenden Winter und sogar eine kleine Hirschfamilie war an dem kleinem Bach zu sehen welcher sich von dem Wasserfall aus seinen Weg durch den Wald schlängelte.
"Gershom! Komm her und hilf mir bei den Pferden! Ich mach hier nicht alles alleine nur damit du in der Gegend rumstarren kannst." Seuftzend drehte sich Gershom zu dem grobschlächtigen Mann mit dem wirren ungepflegten Bart und dem viel zu grossen Appetit um, der nach ihm gerufen hatte. "Aber Mirindor, die Pferde mögen mich doch nicht annähernd so gut wie dich", Mirindors trübes, graues Auge welches ihm geblieben war, begann sich zu weiten. Ungeachtet dessen sprach Gershom weiter. "Ich bin mir sicher, ihnen wäre es lieber, wenn deine liebevolle Hand sich um ihr wertvolles Ergehen kümmern würde." Genüsslich beobachtete Gershom wie an der Glatze des alten Grobians eine Ader zu Pulsieren begann und fragte sich, mit einem innerlichen Grinsen, ob er wohl zu weit gegangen war. "Pack dir den Eimer, scher dich zu dem See und tränk die Pferde! Und hüte dein gottverdammtes Mundwerk bevor ich dir die Zunge rausreisse!" Schrie Mirindor darauf ungehalten und in einer Lautstärke, dass alle Tiere in der Umgebung das Weite suchten und die restlichen Männer der Bande den Kopf umwandten.
Behende wich Gershom einigen feuchten Fetzten aus die sich aus dem grausigen Bart lösten und die drei Meter zwischen ihnen zurücklegen konnten. Daraufhin gieng er zu dem klobigen Eimer auf den Mirindor gedeutet hatte, bevor dieser sich wieder zu den Pferden umwandte.
Gershom hasste diesen groben Klotz welcher wohl irgendwie meinte, da er der Älteste und Dickste von allen war, wäre er der Anführer dieser Gruppe von Gaunern und Dieben. Seine Kräfte waren nicht zu bestreiten aber in einem offenen Kampf hätte Gershom keine Schwierigkeiten diesen ungeschickten Trampel zum Teufel zu jagen. Aber was würde ihm das bringen? Er hatte keine Lust die Führung zu übernehmen, was ihm sowieso lediglich den Argwohn aller anderen einbringen würde. So hielt sie alle der gemeinsame Hass auf den dicken Mirindor zusammen.
Beim grossen Eimer angekommen seuftzte Gershom noch einmal und hob ihn auf. Er schlendert gemütlich zu dem kleinen See der sich auf der Anhöhe gebildet hat, bevor er auf dem gegenüberliegenden Ufer in einem Wasserfall hinunterstürtzte. Während er den kurzen Weg zurücklegte betrachtete er ihr Lager. Fünfzehn Männer waren sie. Allesamt auf der Flucht vor dem Gesetzt und aus allen Teilen der bekannten Welt zusammengekommen, war es insgesamt ein sehr bunter Haufen. Doch verband sie die Tatsache, dass alle heimatlos und immer unterwegs waren um nicht in die Hände der Justiz zu fallen. Viel wusste er nicht über sie, bei den meisten nicht einmal mehr als den Vornamen. Ihm gefiel dieses Leben nicht besonders, doch im moment gab es nichts besseres für ihn. Und schliesslich war er nicht viel anders als die anderen.
Bis auf die schlanken Arme welche sich in dem Moment um seinen Hals legten, als er am Seeufer angekommen war, sich hinkniete und den Eimer in das kühle Nass hineintauchen wollte. "Eines Tages wird er seine Drohungen wahrmachen, wenn du nicht von ihm ablässt", flüsterte ihm eine eine zarte Frauenstimme ins Ohr.
"Wenn es denn so weit kommen sollte wüsste ich jemanden der mich zu verteidigen wüsste, in dem Bewusstsein sowohl meine Zunge, wie auch mein Mundwerk sehr zu vermissen", war die rasche Antwort von Gershom, während er sich sachte umdrehte und Arianna, der Liebe seines Lebens, direkt in die klaren grünen Augen sah. Vorsichtig strich er mit einer Hand durch ihr dunkles Haar und drückte ihr, zur Begrüssung in den neuen Tag, einen schnellen aber innigen Kuss auf die Lippen. Seine Hände liessen den Eimer im stich, worauf dieser auf der Oberfläche des Sees beleidigt davontrieb. Sie fuhren leicht über Ariannas Arme, welche ihn immer noch fest umschlangen. Dann fuhr er über ihren Bauch welcher eine kleine, noch kaum wahrzunehmende Wölbung aufwies, dabei jedoch stetig wuchs. "Zwei welche mich verteidigen würden, um genau zu sein." fügte er eilig hinzu.
"Woher willst du wissen, dass er deine Standpunkt vertreten wird? Nicht jeder ist solch ein Streithahn wie du." Sagte Arianna, konnte ihre Ernsthaftigkeit jedoch nicht aufrecht erhalten und fing leise an zu kichern. Derweil legte sie ihre Hand auf seine, welche immer noch auf ihrem, leicht hervorstehenden Bauch ruhte.
"Eine Sie, ich bin überzeugt, dass es ein süsses kleines Mädchen mit deinem wunderbaren Antlitz wird." schwärmte der baldige Vater, der sich nicht von seinem ungeborenen Kind abbringen lassen wollte.
"Nun, wir werden es sehen wenn es soweit ist. Bis dahin musst du dich noch etwas gedulden." Erwiderte die junge Frau auf die konkreten und schmeichelnden Wünsche ihres Mannes, küsste ihn dann ihrerseits noch einmal und stand dann aber auf, um klarzustellen, dass sie eigentlich keine Zeit hatte sich lange zu unterhalten. Gershom tat es ihr gleich. Sie war nicht sehr gross und reichte dem durchschnittlich gewachsenem Mann lediglich bis zur Schulter. Diesem viel auf, dass auf ihrer Halskette ein wenig Dreck klebte. Sachte wischte er mit einem Ärmel über das glänzende Silber des Medaillons, welches er ihr vor drei Jahren geschenkt hatte, als er sie kennen gelernt hatte. Er war schon immer darüber verwundert gewesen, etwas so schönes wie Arianna, an einem dermassen hässlichen Ort wie dieser Diebesbande zu finden. Das Medaillon war damals das einzige von Wert was er besass und als er sie für sich gewinnen konnte entschloss Gershom es ihr zu schenken. Er wusste gar nicht mehr, woher er dieses hatte, es war seit jeher immer bei ihm gewesen.
"Danke, sehr aufmerksam von dir." Sie lächelte und deutete ein Zwinkern an. Gershom lächelte ebenso, wurde dann aber sehr ernst. "Ich bin immer noch nicht sicher was ich davon halten soll, dass du an dem Überfall teilnehmen willst. Es macht mir Angst, wenn ich daran denke, was alles passieren könnte." Arianna nahm ihre Hand ven seiner, welche immer noch auf dem gewölbten Bauch lag. Sie tratt einen Schritt von Gershom zurück und sah ihn verständnissvoll an. "Ich weiss, dass es nicht ungefährlich ist. Aber denkst du den wirklich, Mirindor würde mir eine wahl lassen?" Noch bevor Gershom einen Einwand vorbringen kann fuhr sie fort. "Ausserdem brauchen wir das Geld. Zwei Anteile sind immer noch mehr als einer."
"Aber du bist schwanger!" Gershoms Stimme war ein einziges flehen.
"So schlimm ist es doch noch nicht. Es dauert bestimmt noch fünf oder sechs Monate bis unser Kind zur Welt kommen wird." Mit der Hand, die eben noch auf seiner geruht hatte, strich sie Gershom nun über die Wange und wischte ihm den Anflug einer Träne vom Gesicht, um ihm ein wenig der Sorge zu nehmen. "Ich werde auch, wie jedes mal, weit weg vom eigentlichen Geschehen sein. Wenn es den überhaupt zu einem Kampf kommen sollte." Versuchte sie ihn weiter zu beruhigen. Doch Gershom lies den Kopf hängen.
"Es ist eine Zwergenkarawane. Zwerge trennen sich niemals freiwillig von ihren Gütern." Immer noch hoffte er die werdende Mutter von ihrem Vorhaben abbringen zu können. Doch sie wollte nicht von ihrer Meinung weichen.
"Wir brauchen das Geld. Ich will nicht für ewig bei diesen Grobianen bleiben und vor allem will ich unser Kind nicht unter diesen aufziehen!" Sie war etwas laut geworden, was Gershom unweigerlich zusammenzucken liess. Schnell setzte sie eine reuige Mine auf. Doch ihre schlichte Logik war kaum zu wiederlegen. Tatsächlich hatten sie sich vorgenommen, sich mit genügend Besitztümmern an einem einsamen Ort niederzulassen, dort das Kind zu gebären und aufzuziehen. Eine beträchtliche Summe hatten sie sich schon bei den Zahlreichen Überfällen von Händlern erstanden und zusammengespart. Und Ariannas treffsicherer Bogen war dabei nicht selten erfolgsentscheidend gewesen.
Eine krähende Stimme befreite sie aus der unangenehmen Situation. "Wie lange dauert das den noch?!" Hinter einem Pferd erschien Mirindor und fuhr die beiden weiterhin an. "Schwing gefälligst deinen faulen Arsch hier rüber du räudiger Hund! Deine Hure wirst du sowieso kein zweites mal schwängern können!"
Blanker Hass flammte in Gershoms Augen auf und ihm erschien eine Vision, welche sich vorwiegend mit seinen beiden Dolchen und Mirindors fettem Hals befasste. Augenblicklich zuckte seine Hand zu seinem Waffengürtel. Doch ebenso schnell legte sich die Hand von Arianna auf seinen Arm, welche schnell bemerkt hatte, was in ihm vorgieng. "Behersch dich bitte. Er hat nun mal nicht dieselbe gehoben Wortwahl wie wir." Mit einem kecken Lächeln versuchte sie ihn über die schrecklichen Beleidigungen hinwegzuheben. Doch weiterhin Krampfte sich die Hand des erzürnten Beleidigten um den Griff des Dolches, bis seine Knöchel weiss hervortraten. "Bitte", flehte sie, "tus für mich." Gershom entspannte sich ein wenig und sah sie entschuldigend an. Arianna umarmte ihn zum Abschied, ging dann leicht federnd aber eilig weg um Mirindor nicht noch weiter zu erzürnen. "Und tus für Kira!" Rief sie ihm im weggehen gerade noch so laut zu, damit er es hören konnte.
"Kira...", flüsterte Gershom. Der Name gefiel ihm.
Eine Weile sah er seiner jungen Liebe hinterher. Bewunderte ihren sorgelosen Gang und ihre stolze Haltung, die eine unentwegte Entschlossenheit ausdrückte, welche keinerlei Zweifel liess, dass sie alles schaffen konnte was sie sich in den Kopf setzte. Was würde er den bloss ohne Sie tun? Er wäre nicht besser als alle anderen in diesem Lager. Er schollt sich dafür so schnell die Beherschung verloren zu haben. Arianna hatte recht. Sie beide mussten über solchen Beleidigungen stehen um weiterhin zielstrebig ihren Weg gehen zu können. Er schwor sich den Tag an dem er sie kennengelernt hatte immer in seinen Gedanken zu bewahren und alles zu tun um gut für sie und ihr Kind zu sorgen.
Als Arianna sich schliesslich bei der Feuerstelle niederkniete um ihre unterbrochene Arbeit wieder aufzunehmen drehte auch er sich wieder dem See zu und betrachtete sein Spiegelbild, welches die glasklare Oberfläch wiedergab. Er studierte einige Zeit die Narben auf seinem Gesicht, was in ihm jedoch nur brennend schmerzende Erinnerungen wachruften, an die er eigentlich nicht denken wollte. Sie verschönerten sein kantiges Gesicht nicht gerade. Sein Haar war auch bereits sehr früh in einen leichten Grauton geraten, obwohl er gerade einmal dreissig Jahre zählte. Der traurige Ausdruck seiner dunklen Augen und der restlichen Mimik konnte nur Arianna daraus verbannen. Ein runzeln tratt auf seine Stirn. Wo war dieser dämliche Eimer? Suchend schaute er sich um, stellte aber leise fluchend fest, dass dieser schon fast aus seiner Reichweite getrieben worden war. Er hielt sich mit der einen Hand an einer mehr oder weniger stabil aussehenden Wurzel fest die aus der leicht abfallenden Uferböschung hinausragte. Den anderen Arm streckte er so weit aus wie er nur konnte und berührte den Griff des Eimers Gerade noch mit den Fingerspitzen. Daraufhin wipte der hölzerne Eimer hin und her. Murrend lehnte sich der genervte Mann weit noch vorne, zu weit. Mit einem überraschten "Oh!" kippte Gershom vorne über. In einem natürlichen Reflex riss er den Arm, den er gen des Eimers gestreckt hatte zu sich zurück, um seinen Sturz abzufangen. Der Grund war in der Ufernähe nicht weit unter der Wasseroberfläche. Trotzdem sank er bis zu den Schultern in das klirrend kalte Wasser. Tausend Nadelstiche bohrten sich in das unglückselige Körperteil. Hastig schob sich Gershom katapultartig aus dem Eiswasser und schüttelte den Arm schnell hin und her. Dieser begann taub und bleich zu werden als das Blut aus der erkalteten Extremität wich und erhitze sich unwilkürlich als es dann wieder zurückfloss. Es folgte ein äusserst unangenehmes Kribbeln und Gershom verfluchte den dämlichen Eimer und den herrischen Mirindor dem er dieses unangenehme Erlebniss indirekt zu verdanken hatte.
Während er nach einem, auf dem Erdreich liegenden Zweig griff, um den Eimer doch noch herauszufischen, welcher nun noch weiter hinausgetrieben wurde, begann in ihm jedoch eine Idee Gestalt anzunehmen, die Erniedrigung welche Mirindor seiner geliebten Frau angetan hatte, rächen zu können, ohne dabei das Wort welches er ihr gegeben hatte zu brechen und es in einen Kampf ausarten zu lassen. Zumindest keinen tödlichen.
Den Eimer wieder einzuholen dauerte eine Weile und Mirindor, der immer noch an den Pferden herumhantierte, schrie immer wieder laut zu ihm herrüber, so das es auch jeder im Lager hören konnte. Er bestärkte Gershom allerdings nur noch mehr in seiner Entscheidung, es dem groben Klotz einmal richtig heimzuzahlen. Er liess sich nicht hetzten und füllte den klitschnassen Eimer bis zum Rand mit dem Wasser aus dem kleinen Bergsee, hob ihn zur Brust hoch und machte sich dann gemächlich auf den Weg zu der Weidestelle der Pferde, wo Mirindor ungeduldig Brüllend und Zetternd stand um ihm Beine zu machen. Dem kleinen Stein der vor ihm lag schenkte der Grobian keine Beachtung, Gershom dafür umso mehr. Es fiel dem Wasserträger sehr schwer aus lauter, hämischer Vorfreude nicht laut loszuprusten, doch konnte er sich beherschen. Bei Mirindor angekommen platzierte sich der kleine Stein sehr unglücklich vor Gershoms Fuss, worauf dieser, sehr ungeschickt, das Gleichgewicht verlor. Der glücklose Mirindor stand zufälligerweise direkt vor dem Fallenden und konnte nicht mehr ausweichen. In hohem Bogen ergoss sich das Wasser, kalt wie Eis, über den dicken Mann und durchnässte ihn von Kopf bis Fuss.
Wenn dieser Wald schon einmal einen Vulkanausbruch, Erdbeben oder etwas dergleichen erlebt hat, dann war es nichts im Vergleich mit dem was nun folgte. Mirindor wütete so sehr, dass es nicht einmal ein ausgewachsener Troll mit ihm hätte aufnehmen können. Er schüttelte sich, sprang hin und her, brüllte, fluchte und griff nach einem am Boden liegenden, beunruhigend grossen Ast und hieb damit gegen den vermeintlich ungeschickten Tolpatsch, welcher sich nicht mehr zurückhalten konnte und unter lautem Gelächter den ungestümen, schlecht gezielten Schlägen auswich. Um Mirindor in seiner Wut zumindest ein wenig Genugtuung zu gewähren fing er einer der leichteren Hiebe mit der einen Schulter ab, der ihn aber trotzdem wieder erwarten heftig zu Boden schlug. Es hatte jedoch den gewünschten Effekt und Mirindors Gebrüll glich nun zumindest nicht mehr den Lauten einer Umweltkatastrophe, sondern hörte sich wieder einigermassen nach menschlichen Worten an. Aus all den Flüchen, konnte er heraushören, dass er wohl besser noch mal zum Bergsee zurückgehen und sich dieses Mal geschickter anstellen sollte. Der Tritt in sein Kreuz und ein fliegender Holzeimer der neben ihm auf den Boden aufschlug bestätigte die wage Vermutung. Seine Schulter, an der er getroffen wurde, pochte und schmerzte bei jeder Berührung schrecklich. Auch den Fussabdruck in seinem Rücken konnte er deutlich spüren. Doch alldies war schnell vergessen, als er auf dem, nun mehr viel länger wirkenden Weg zurück zum See, ein helles und unbeschwertes Kichern aus der Richtung der Feuerstelle vernahm. Auch etwas weiter weg, bei den Schlafstätten war brüllendes Gelächter zu hören, da Mirindor sofort dorthin geeilt war um sich seiner nassen Kleidung zu entledigen. Mit einigen stinkenden Tüchern und Fellen versuchte er seinen riesigen, bleichen Bauch, der zusehends rot anlief, trocken zu reiben. Zugleich schrie er die anderen Männer zitternd und bebend an, welche sich noch sehr lange lautstark über ihn amüsierten.
Glucksend humpelte Gershom zufrieden weiter. Wie ungeschickt er doch manchmal war.

"Verflucht noch mal! Ich hab Hunger und Durst und meine Füsse tun mir weh. Unser Ziel kann doch unmöglich so wichtig sein, um uns die ganze verdammte Nacht durchmarschieren zu lassen." Murrt eine tiefe rauhe Zwergenstimme.
"Halt den Mund Ivan! Ich bin dein ewiges Gejammer langsam satt. Der Weg wird dadurch auch nicht kürzer." Antwortet eine nicht weniger tiefe und murrende Weitere.
"Oh, er würde mir vielleicht um einiges kürzer und sinnvoller erscheinen, wenn der feine Herr Torgar Silberhammer endlich damit rausrücken würde wie lohnend unsere Geschäfte am Ende dessen aussehen würden."
"Gegen einen kleinen Happen hätte ich auch nichts, um ehrlich zu sein." Klang es nun dumpf aus dem kleinen, alten Holzwagen, denn der Trupp mit sich führte. Er war rund herum in dunkles Holz eingemantelt und mit vielen Eisenstreben verstärkt. Eigentlich sah er aus wie eine viel zu grosse Truhe. Nur der Deckel war besonders. Es waren vier Klappen, welche in die Richtung aufgemacht werden konnten, in der sie angebracht waren. Zusätzlich waren längs der Klappen dünne Schlitze eingearbeitet. Der Wagen wurde von einem ebenso alt scheinenden Ochsen gezogen, der ewig mit Blähungen zu kämpfen hatte und einen durchdringenden Duft ausströmte.
"Du brauchst schon gar nicht zu meckern Wiggli. Du kannst dein faules Hinterteil gemütlich in dem Karren ausstrecken." Rief Ivan in den Wagen zurück und donnerte mit einigem Nachdruck seine Faust dagagen.
"Er ist nicht Wiggli, er ist Tiggli", war die beleidigte Antwort einer zweiten, durch die dicke Holzwand kaum zu vernehmende Stimme. Ivan zuckte mit den Schultern."Spielt doch keine Rolle, ihr seht doch sowieso alle gleich aus." In der Tat waren die drei Brüder Drillinge, was unter Zwergen so gut wie nie vorkam. Und tatsächlich sahen sich alle drei ähndlich, wie ein Ei dem anderen.
"Ausserdem ist es hier drin heiss, stickig und eng. Und der alte Zausel zappelt ständig herum." Drang nun noch ein weiteres Gemurmel aus dem Wagen, dass nun wohl Biggli angehören musste. Als ob sie auf ihren Einsatz gewartet hätte drang auch noch eine vierte Stimme aus dem Gefährt, die schrill und panisch zetterte. "Du sitzt auf meiner Seele! Geh sofort runter da!" Ein poltern drang nun einige Zeit aus dem Wagen und liess diesen erzittern.
Torgar schüttelte den Kopf und zog seinen Schild enger auf dem Rücken fest, beschleunigte sein Tempo um gebührenden Abstand zwischen sich und dem streitenden Quartet in dem Wagen zu bekommen. Der alte Zausel war ein uralter dürrer Zwerg den sie vor einiger Zeit in diesem Wald aufgelesen hatten. Er hatte damals gerade versucht, einem Reh den Unterschied zwischen Bier und Met zu erklären und war so sehr in die einseitige Diskussion vertieft gewesen, dass er die Söldner erst bemerkt hatte, als das Reh verschrocken davonstob. Da schleuderte er zu ihrer Verwunderung, ungezielt, einige Blitze auf den Zwergentrupp und verletzte einen der Drillinge schwer. Ivan kam nah genug an ihn heran und es gelang ihm schliesslich ihm auf die krumme Nase zu hauen, worauf der Alte zusammensank und zu schnarchen anfieng. Seit diesem Zwischenfall reiste er mit ihnen und man konnte mit gutem Gewissen sagen, das er komplett verrückt zu sein schien. Auf die Frage wie der Alte den heisst schrie er, wie so oft, panisch los und beschuldigte einem ihn verfluchen zu wollen. Deshhalb nannten sie ihn einfach nur Zausel. Er war seinen Augen zufolge, die milchig und weiss waren, garantiert blind, doch trotzdem schien er auf irgend eine seltsame Weise zu sehen. Torgar kratzte sich an seinem blondem Bart. Ein sehr komischer Zwerg.
"Jetzt einmal im ernst Torgar. Wohin gehen wir?" Torgar wendete sich Ivan zu, der ihm offenbar nachgeeilt war und ihn angesprochen hatte. Der grobe Ivan hatte eine sehr dunklen Teint und auch sein langer Bart war kohlenrabenschwarz. Immerzu kniff er seine Augen schützend zusammen und er bewegte sich erstaundlich leise, trotz der schweren Plattenrüstung und der riesiegen, am Kopf mit Eisenringen umfassten Keule, die er ständig auf dem Rücken trug.
"Wir gehen wieder zu der Siedlung in der wir den Elfenzauberer getroffen haben. Und wir sind bereits recht spät dran."
"Pah!" Ivan fuhr mit dem Arm über seine Nase. "Als hätten diese ausgemergelten Bohnenstangen nicht alle Zeit der Welt."
Ivan war sein ältester Gefährte. Ein sehr grober Zwerg der nicht viel Wert auf das Ergehen von anderen legte. Es gab ausser Torgar scheinbar niemand anderen den er mochte.
"Du willst die Expetition also tatsächlich mitmachen? Erinnerst du dich den nicht an unser letztes mal?" Ivan starrte ihn an.
"Wir hätten eben keine Menschen mitnehmen sollen." Antwortet Torgar träge, der sich sehr wohl an das verlustreiche Desaster auf der letzten Reise in die alten Zwergenminen erinnerte. "Ich habe ihnen gesagt, dass der spröde Stein nicht halten wird. Diese arroganten Gierschlunde wollten ja nicht auf uns hören." Kritisch beobachtete Ivan die Regungen in dem verschlossenen Gesichtsausdruck seines Freundes, schwieg aber weiterhin. "Die Menschen halten sich für so viel besser als wir. Bilden sich ein eine Zwergenarbeit besser einschätzen zu können als wir. Es war nicht meine Schuld, dass die Brücke eingestürtzt ist." Versuchte Torgar seinen schwielenden Schuldgefühlen entgegenzuhalten.
"Darum geht es mir nicht. Du hast dem Elben gesagt es würden in den Minen keine ausergewöhndliche Gefahren lauern" Argumentierte Ivan weiter.
"Er hat von Feinden gesprochen. Und solche haben wir ja nicht gesehen, wenn man von den dummen Menschen absieht, die uns beinahe mit sich in die Tiefe gerissen hätten."
"Red keinen Stuss Torgar! Du hast die Beine wohl noch am schnellsten in die Hände genommen als wir beim verlassen der Mine das Kratzen und Kreischen hinter uns gehört haben."
Torgar knurrte und funkelte Ivan mit einem eiskalten Blick an. "Nichts weiter als ein paar stinkende Orkbanditen die einem fetten Zahltag hinterherjagten."
"Sagte ich nicht gerade du sollst keinen Stuss reden!"
Ein weiteres poltern In dem Wagen liess beide die Köpfe herumfahren. Hohl klang es aus dem Wagen. "Du alter sturer Bock! Wenn du schon unbedingt deine Seele auslüften lassen willst, tu das wenn du an der frischen Luft bist!" Die schrille Antwort auf den Ausruf einer der Drillinge war nicht so laut und verständlich und tiefe Falten bildeten sich auf der Stirn von Torgar, während er Ivan fragend ansah.
"Sieh nicht mich an", antwortete dieser lediglich darauf. "Ich wolte dem halbtoten Greis noch einmal etwas fester auf den Kopf hauen als wir ihn angetroffen haben. Aber du hast ihn ja mitnehmen wollen." Der grobschlächtige Ivan wollte sich bereits umwenden um den Wagen erneut mit seiner Faust zu bearbeiten, als er sich darauf besann, wovon er eigentlich gesprochen hatte. So drehte er sich noch einmal zu seinem einzigen Freund um. "Du weisst was in den Minen lauert Torgar. Du solltest dir nichts vormachen."
"In diesen Minen lauern höchstens die grössten und wertvollsten Schätze die wir uns je zu erträumen wagten" versuchte Torgar mit einem Augenzwinkern abzulenken. Ivan blieb unbeeindruckt und fand die Aussage unpassend.
"Ich werde dir folgen wohin du uns auch führen magst, mein Freund. Aber bedenke dabei das kein Schatz der Welt, für mich mein Leben aufwiegt." Mit diesen Worten wendete sich der stämmige Zwerg von dem, nun sehr nachdenklichen Söldnerführer ab.
Torgar hatte sich nicht wirklich die zahlreichen Schätze seines Volkes, die wohl einerlei alle ausgeplündert worden waren als Beweggrund für die Expedition vorgenommen. Viel mehr interessierte er sich für das Schiksal der Zwerge. Seit sein Volk aus ihrer Heimat vertrieben wurde vagabuntierten die wenigen die noch lebten in der weiten Oberflächenwelt herum. Sie lebten in improviesierten Zeltsiedlungen und wurden von dort wieder verjagt und schlimmstenfalls ausgeplündert. Er selber hatte erlebt wie die Gemeinschaft von etwa fünftzig Zwergen, bei denen er mit Ivan vor ihrem Söldnerdasein gelebt hatte, mitten in der Nacht von der Stadtwacht einer Nahen Siedlung überrant wurden. Nur selten fanden Zwerge irgendwo aktzeptanz, wurden herumgeschubst und lebten nicht selten ein lebenslanges Sklavendasein als Diener oder Arbeiter. Er hasste die arrogante, besserwisserische Art dieser kurzlebigen Menschen. Es konnt so nicht weitergehen. Mit dem Elbenzauberer Owendalas hatte er einen Gleichgesinnten getroffen, der dieselben Interessen teilte und mit dem er vielleicht ergründen konnte was geschehen war und ob die alten Minen vielleicht noch bewohnt waren. Oder in Zukunft für sein Volk wieder eine Heimat sein könnten. Ein Ort an dem sie ihrem Handwerk nachgehen und ein würdiges Leben verbringen mochten.
Doch nicht nur aus diesen Gründen hatte es der Erfahrene Kämpfer sehr eilig. Schon seit drei Tagen spürte er Augen auf sich, die nicht zwergischer Herkunft waren. Sie wurden beobachtet und in diesen dichten Wäldern wimmelte es von Banditen, welche Händlern und anderer Beute auflauerten. Wie zur bestätigung seiner Befürchtungen tauchte vor ihm, auf dem Weg, ein schlicht gekleideter Mann mit einem narbigem Gesicht auf, zwei lange Dolche waren an seinem Waffengurt befestigt. Torgar klopfte hastig drei mal laut und deutlich auf seinen Schild, dass Zeichen bei dem sich alle Kampfbereit machen sollten. Sofort verstummte das dumpfe Gepolter im Wagen und nur noch der wirre Zausel brummelte in hohem Ton vor sich hin, bis ein erstickendes Geräusch auch diesen Laut unterband. Auch Ivan, der vorher noch in rythmischen Abständen mit seiner gewaltigen Keule auf die Wagenwand gehauen hatte, hielt augenblicklich ein und hängte sich die monströse Waffe wieder auf den Rücken. Die drei Neulinge, die hinter dem Wagen hergegangen waren, zurrten ihre Waffen los und wurden sichtlich nervös. Sie hatten sich erst vor einigen Tagen der Söldnertruppe angeschlossen und hatten keine wirkliche Kampferfahrung. Aber sie waren alle drei, junge, stattliche Zwerge, welche ihm treu ergeben waren. Leider waren sie bissher nur marschiert und er hatte nicht wirklich Zeit gehabt sie kennen zu lernen.
Torgar liess sich wieder zum Wagen zurückfallen und betrachtete Die Wegseiten, links und rechts. An beiden giengen dunkel gekleidete Gestalten in Stellung und bereiteten ihren Hinterhalt vor. Es wäre beinahe lächerlich gewesen wie sie sich zu verbergen versuchten. Doch da es für einen Rückzug sowieso zu spät war, musste er sich auf die Fähigkeiten seiner Männer im Kampf verlassen. Den darauf würde es bestimmt hinauslaufen. Die drei Neuen würden sich bald bewähren können. Um die anderen machte er sich nicht wirklich Sorgen, sie wussten sich ihrer Haut zu wehren. Wenn er sich bloss an die Namen der drei Neuen erinnern könnte, er schämte sich für seine Vergesslichkeit. Doch er zwang sich wieder ins Hier und Jetzt. Es war überlebenswichtig nun die Kontzentration zu bewahren. Er betrachtete seine Umgebung. Der Weg war vollkommen eben und immer noch völlig durchnässt vom Regen der letzten Tage.
Er spürte wie sie umgangen wurden.
Die Bäume um den Weg herum standen dicht und waren hoch. Der nahende Herbst lies einige bereits ihr Blätterkleid ablegen.
Ungefähr zehn der dunklen Schatten die hinter der Wegböschung kauerten starrten auf die langsam vorbeiziehende Zwergenkarawane.
Die Luft war schwer und feucht und roch, wie immer in der nähe des Bullen, sehr unangenehm.
Torgar blickte wieder nach vorne und stellte verwundert fest, dass aus dem einzelnen Mann plötzlich drei geworden Waren, welche den Weg nun komplett blockierten. Dieser stieg direkt dahinter steil an. Flucht war somit ausgeschlossen.
Der Kleinste mit den Narben im Gesicht, der schon zu Anfang mittig auf der Strasse gestanden hatte, verschränkte seine Arme vor der Brust und und fing an ungeduldig mit einem Fuss zu wippen. Torgar sah zu Ivan herrüber, der einen gespannten Eindruck machte, atmete tief durch und lockerte den ledernen Riemen seines auf den Rücken gebundenen, goldverzierten Schildes. Er packte seine schwere Axt, die am Gürtel hieng fester, seuftzte und schritt entschlossen auf den Menschen in der ungeduldigen Haltung zu. Dieser betrachtete ihn nun neugierig.
Torgar mochte es nicht zu töten.
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Die Totgeburt (Teil1) Empty Re: Die Totgeburt (Teil1)

Beitrag  Obalia Do 04 Nov 2010, 22:03

es schreibt wieder mal wer ins forum wuee^^
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Die Totgeburt (Teil1) Empty Sry

Beitrag  Theoryndil Fr 05 Nov 2010, 13:56

Ja...ist vielleicht bisschen missbrauch. Ich nehms später auch wieder raus. Aber ich musste es irgendwo hinposten demit ich einen Link zum lesen verschicken kann. Ich hoffe es stört niemanden.

Gruss Theo
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Die Totgeburt (Teil1) Empty Re: Die Totgeburt (Teil1)

Beitrag  Obalia Sa 06 Nov 2010, 23:51

Ich finds cool Very Happy
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Die Totgeburt (Teil1) Empty Re: Die Totgeburt (Teil1)

Beitrag  Lendo Mo 08 Nov 2010, 17:00

mach ruig ^^ iss ja sonst unbenutzt
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