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Die Totgeburt (Teil2)

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Beitrag  Theoryndil Do 11 Nov 2010, 18:53

"Ich grüsse euch, werter Zwergenhändler." Während dieser unbeschwert erscheinenden Begrüssung, zuckten Gershoms Augen unauffällig hin und her. Zu seiner Linken und Rechten flankierten ihn Eric und Gunnar. Zwei riesige blonde Männer aus der eisigen Tundra, weit oben im Norden.
Gershom mochte sich nicht vorstellen, was sie da oben verbrochen hatten, um bis hierher flüchten zu müssen und nachdem er unzählige Kämpfe an ihrer Seite ausgefochten und miterlebt hatte, wie sie Männer hochhieften und sie in der Mitte durchbrachen, als wäre ihr Rückgrad ein kleiner dürrer Ast, wollte er dies vielleicht auch lieber nicht. Sie brauchten dementsprechend auch keine Waffen um zu kämpfen. Die Beiden prügelten ihre Opfer so lange, bis von ihrem Angesicht nichts mehr übrig war. Selbst wenn er mehr über die Vergangenheit der beiden Nordmänner erfahren wollte, könnte er dies nicht. Sie redeten nur in ihrer eigenen primitiven Sprache, welche mehr tierischen Lauten den richtigen Wörter glichen. Nur wenige Worte verstanden sie von der regionalen Gebrauchssprache und noch weniger konnten sie gebrochen, mit schrecklichem Aktzempt ausdrücken.
Doch die beiden haben durchaus ihren nutzen. Auf so manchen Händler wirkten sie einschüchternd. Mit ihren entblössten Oberkörpern, welche sie nur von den sehnigen Muskeln wärmen liessen, die sich über den ganzen Körper spannten. Beide waren beinahe zwei Köpfe grösser als Gershom und er kam sich zwischen den beiden kümmerlich vor. Sie zierten sich mit Knochen, die - und bei dem Gedanken kräuselten sich Gershoms Nackenhaare erneut - nicht nur von Tieren zu stammen schienen. Schädel vieler Wesen hiengen an den Breiten Gürteln.
So mancher liess bei diesem Anblick alles stehen und liegen und suchte panisch das Weite. Ironischerweise konnten sich durch die beiden kriegerischen Riesen sehr viele Kämpfe umgehen lassen und in denen, welche die Gauner trotzdem schlagen mussten war die Angst ihr Verbündeter. Doch dieses eine mal scheinbar nicht.
"Macht den Weg frei und sag diesen beiden Hohlköpfen sie mögen mir bitte aus dem Licht gehen." Knurrte die kleine Gestallt des dunkelblonden Zwerges der vor Gershom stehen blieb. Gershom stockte kurz der Atem, während er aufrichtig hoffte, dass Eric und Gunnar die Beleidigung nicht verstanden hatten. Kurz schielte er zu den beiden hoch.
Von dem Zwergen unbemerkt aufatmend, sah Gershom nun wie die beiden weiterhin dümmlich auf ihn hinabstarrten. Hohlkopf war wohl nicht einmal ein sehr unpassender Begriff, dachte Gershom bei sich. Er musterte den Zwergen. Energisch und störisch war er, wie sie es alle waren. Mit einem langen dunkelblondem Bart und mittellangem Haupthaar. Er hatte ein wulstiges Gesicht und seine hellen, braunen Augen funkelten wütend.
An den Zwergen gewandt und mit demselben Lächeln seiner Gedanken, antwortete er. "Aber werter Herr Zwerg. Es liegt keinesfalls in unserer Absicht euch sehr lange aufzuhalten. Wir werden lediglich dafür sorgen, dass sich euer Ochse den Rest des Weges etwas entspannen kann und sich die Achsen eures, sicherlich schwer beladenen Wagens etwas schonen werden."
Während er die geschmückten Worte aussprach, zuckten sein wachsamen Augen weiter umher und kontrollierten ob die acht Männer, die seitlich des Weges in Stellung gehen sollten bereit waren. Vier links, vier rechts, soweit schien alles in Ordnung zu sein.
Der Zwerg glühte ihn gefährlich an und die hellen Augen schienen sich regelrecht durch sein eigenes vernarbtes Gesicht zu bohren.
"Ein bemerkenswertes Gefährt führt ihr mit euch, werter Herr Zwerg", versuchte Gershom weiter abzulenke. In der Tat war der Karren eine sehr seltsame Konstruktion. Beinahe schwarz und eisenverstärkt. Er fragte sich wozu die schräg liegenden Klappen mit den Schlitzen, oben auf dem Wagen, wohl dienen sollten.
"Ist diese Konstruktion eine der genialen Erfindungen von Zwergenhändlern, um Waren einfacher und sicherer durch gefährliche Wälder wie diesen hier geleiten zu können?"
Gershom hasste es den Köder zu spielen bis die Falle zuschnappte und er sah wie sich die Situation immer mehr zuspitzte. Der Zwerg stand immer noch völlig unbeeindruckt vor ihm, tibbelte nervös mit den Fingern einer Hand auf der schweren und anscheinend oft benuzten Kriegsaxt umher. Er folgte dem Blick des Zwergen noch einmal zurück zu dem Wagen und deren vier genau so schwer bewaffneten und kampfbereiten, gut gerüsteten Artgenossen des Anführers. Ein leises poltern in dem Wagen lies ihn aufschrecken und er kniff seine Augen zusammen, um mehr erkennen zu können. Auf einmal schien das Bild von einfachen Händlern überhaupt nicht mehr zu passen.
Der Zwerg ergriff nun nach einer langen Pause, die Gershoms Unbehaglichkeit nur noch steigerte, das Wort. "Nun, wisst ihr guter Herr." Das selbstsichere Grinsen im wulstigen Gesicht des Karavanenführers gefiel Gershom überhaupt nicht. "Der Begriff Händler will nicht so recht auf unsere richtige Tätigkeit passen. So handeln wir weniger mit Waren, als mehr mit gewissen Dienstleistungen. Wir hören daher lieber den Begriff..." "Söldner" flüsterte Gershom, dem es wie Schuppen von den Augen fiel. Das Wort gieng jedoch in einem lauten Knacksen und einem tosenden Aufschlag eines grossen Baumes, hinter dem kleinen Wagen, unter.
Mirindor und zwei andere Männer hatten den Baum gefällt um einen Rückzug der Händler zu verhindern und den Befehl zum Angriff zu geben. Stattessen tratt eine totenstille Pause in die Szenerie ein.
Die Gedanke des jungen Mannes rassten, während die beide Nordmänner neben ihm unruhig von einem Fuss auf den anderen traten. Dies hier war keine einfache Händlereskorte. Sondern Söldner, zweifellos kampferfahren und mit allen Wassern gewaschen. Als Gegner ernstzunehmend, wenn nicht sogar überlegen. Erschrocken musste er an Arianna denken, die links hinter ihm mit gespanntem Bogen in einem Baum sass. Sie wusste genau wann ihre treffsicheren Pfeile von Nöten waren und sie würde ihre Deckung auf keinen Fall aufgeben wenn es nicht unbedingt nötig war. Doch nach dem ersten Schuss würden diese, zweifellos erfahrenen Zwergenkrieger ihre recht schutzlose Position ausmachen können. Sie waren alle ernsthaft in Gefahr und es durfte ihr auf keinen Fall etwas geschehen. Er musste um jeden Preis verhindern, dass es zu einem Kampf kommen würde.
Ein lautes und grollendes Gebrüll, welches von Mirindor und seinen beiden Kumpanen stammte, die von hinten auf den Wagen zurannten und ein letzter, schon beinahe mitleidiger Blick des Söldnerführers, während dieser mit einem komplizierten Rythmus ein Signal auf seinen breiten Schild pochte, zeigte ihm, dass es dafür schon längstens zu spät war.
Auf das Klopfsignal des Zwergen hin, schlugen die Klappen des Wagens hinter ihm auf, so das sie nun nahtlos an die vier Wände anschlossen. Ohnmächtig betrachtete Gershom das Schauspiel und erkannte, zu welchem Zweck die erst nutzlos scheinenden Schlitze angebracht waren. Sie gaben nun ideal platzierte Schiessscharten ab.
Die plötzliche Erkentniss und ein scharfes Zischen, welches durch die Luft schnitt, lies Gershom eilig zur Seite abrollen. Die beiden Riesen hatten dies alles nicht so schnell begriffen taumelten einige Schritte zurück und sanken beide mit einem grossen Armbrustbolzen in der Stirn und demselben dümlichen Gesichtsausdruck wie vorhin, zu Boden. Der Armbrustbolzen welcher auf den Ausgewichen gezielt hatte, streifte dessen Bein und schlug viele Meter hinter dem Ziel wuchtig ins Erdreich ein.
Ein Schatten der sich über Gershom legte liess ihn noch keineswegs in Sicherheit wiegen. Erics toter, massiger Körper fiel gegen vorne um, direkt auf den Mann zu, welcher verzweifelt versuchte wegzurobben. Denoch legte sich der schwere Körper, mit einem dumpfen Aufprall über das, vom Bolzen verwundete Bein. Gershom schrie bei den stechenden Schmerzen laut auf und zog hektisch an dem feststeckendem Glied. Er musst hier weg, er musste zu seiner lieben Arianna um sie zu warnen und um mit ihr türmen zu können.
Blut lief unter Eric hervor und Gershom wusste nicht ob es seines war oder nicht. Es interessierte ihn auch nicht. Genau so wenig wie das Brennen welches von seiner rechten Wade ausgieng welche von dem schweren Bolzen getroffen wurde. Überall um ihn herum erklang Kampfgeschrei und als der verzweifelte Mann aufblickte um sich nach kaum zu erwartender Hilfe umzusehen rauschte ein goldverzierter, grosser Schild auf sein Gesicht zu.
"Nein...Arianna!" Brachte er noch hervor bevor der schwere Gegenstand dumpf auf seinem Kopf aufschlug. Sein aufrecht sitzender Oberkörper wurde darauf brutal zurückgeworfen und traf hart auf den Boden auf. Sein Kopf schien zu explodieren und alles um ihn herum schien schwarz und leiser zu werden lies, bis er überhaupt nichts mehr wahrnahm.

Mit einem tiefen Knurren zog Torgar seinen schweren Schild zurück und drehte sich von dem bewustlosen Mann weg, dem bereits übel wütenden Schlachtfeld zu. Der Mann, welcher hinter ihm lag, war dem Armbrustbolzen erstandlich schnell und behende ausgewichen. Denn nur selten verfehlt einer der Drillinge sein Ziel. Alle drei waren ausgezeichnete Schützen. Dies bekamen nun auch die vier, brüllenden Männer zu spüren, welche mit Schwerter und Keulen bewaffnet von rechts auf die, vermeintlich ungeschützte Flanke des Karrens zurannten. Ein einziges durchdringendes Klicken, welches in Wahrheit deren drei waren und dasselbe zischen wie zu Beginn des Kampfes verursachten, liessen drei der anstürmenden Männer ihren Irrtum schmerzlich büssen. Erstaunt die Bolzenschäfte betrachtend, welche ihnen aus Brust, Hals oder Bauch ragten, fielen alle drei nun auch zur selben Zeit zu Boden. Der Vierte tastete erstaunt über seinen gesamten Oberkörper, um erleichtert festzustellen, dass er noch lebte. Den geplanten Vorstoss weiterzuführen schien ihm jedoch wenig Sinn zu haben und ohne lange darüber nachzudenken, nahm er Kopf über Fuss reissaus. Sein zweiter schlechter Einfall dieses Tages. Denn was die Richtung seiner heillosen Flucht betraf, führte sie ihn direkt nach vorne, auf den ruhig wartenden Torgar zu, der seinen Schild an seine Schulter anlegte und sich in eine stabile Lage brachte. Der verstörte Bandit hatte seinen Blick immer noch angsterfüllt nach hinten auf den Wagen gerichtet, um die todbringenden Bolzen rechtzeitg erkennen zu können. Wie sich vor ihm eine Wand aus Zwerg, Holz und Metall auftat bemerkte dieser erst, als er bereits mit seinem Kopf auftraf. Wuchtig prallte der Dieb dagegen und taumelte wenige Augenblicke später bereits wieder zurück. Er schüttelte den Kopf um seine umherschwirrenden Sinne wieder zusammen zu raffen. Nun sah dieser auch, wenn auch seltsam verschwommen, dass es keineswegs ein Baum, oder etwas dergleichen war, worauf er so hart aufgeschlagen war. Schreiend, seine Keule hoch über den Kopf gehoben und mit unsicheren Schritten, die den Angreifer mehrere Male beinahe stolpern liessen, griff er den klein gewachsenen Gegner an.
Torgar konnte über so viel Torheit lediglich den Kopf schütteln. Wieso meinten so viele menschliche Kämpfer, nur weil ein Gegner kleiner war, sei er auch nicht sehr gefährlich? Zudem war dieser hier in einem Zustand, ähndlich dem Zwischenfall in dem Torgar seinen eigenen Amboss auf den Kopf gefallen war. Es zeugte doch erneut von grenzenloser Arroganz die das Wesen dieser Menschen vergiftete.
Erneut musste er aber an den Mann mit dem vernarbtem Gesicht denken. Während er den, von oben nach unten geführten, harten Schlag des Optimisten, der immer noch kaum gerade aus sehen konnte, abblockte und die Waffe zur seite drängte.
Der hatte die Gefahr, welche von den Söldnern ausgieng, rechtzeitig erkannt.
Torgar trieb seinem Gegenüber, der seine linke Seite, in seinem Leichtsinn vollkommen ungeschützt gelassen hatte, seine Axt tief durch Fleisch und Knochen.
Wäre es nach jenem Narbengesicht gegangen den er zu Beginn niedergeschlagen hatte, wäre es wohl nie in einen Kampf ausgeartet.
Mitleidig sah Torgar zu wie der einstmals stolze, aber ach so törrichte Mann einen erschrockenen Schrei ausstiess. Lange versuchte er noch, seine Waffe festzuhalten, bis diese am Ende zu schwer wurde und dumpf auf die Erde viel. Beide Arme schlang er daraufhin fest um die Verletzte Seite, wo sein dreckiges Hemd bereits rot durchtränkt war und das Blut sich eifrig daran machte auch die Ärmel zu erobern. Verzweifelt strauchelte er vor Torgar davon, fiel jedoch nach nurmehr einem Schritt auf die Knie und nachdem ihn seine Kräfte vollends verlassen hatten, schrumpfte er zu einem zusammengekrümten Haufen Elend, dass zu seinen Füssen lag. Weiterhin versuchte der Todgeweihte krampfhaft den unaufhörlichen Schwall an rotem Lebenssaft aus der klaffenden Wunde, mit beiden Händen aufzuhalten.
Offensichtlich hatte das Narbengesicht hier nicht das Sagen gehabt.
Bedauernd hob Torgar seine schwere Axt auf seine Schulter und ging mühselig, mit einem traurigen Seuftzer auf die am Boden liegenden, gequälte und gebrochene Seele zu. Der Zwerg bereitete dem wimmernden Wehklagen, welches von den betäubenden Schmerzen, die der Verursacher erlitt zeugte, ein gnädiges und schnelles Ende.
Wie er es hasste zu töten.
Etwas sehr schnelles und zierliches schlug auf seine dicke, eiserne Schulterplatte, die hinten am Rücken angebracht waren, um Schulter, Hals und Nacken zu schützen. Der unauffälige, aber gut gearbeitete Pfeil fand eine Lücke zwischen den Schuppen die den Übergang bei Platte und Kettwnglieder der Rüstung verdeckten. Er bohrte sich nur wenige Fingerbreit, in Torgars dicke Haut. Ein eisiges brennen worauf ein taubes Gefühl folgte, zeigte ihm jedoch, dass die Pfeile nicht tief eindringen mussten, um ihr Gift wirksam einzusetzten. Wütend griff Torgar mit der Waffenhand nach hinten und wollte ihn herausreissen, spürte aber schmerzhaft, wie kleine Wiederhacken sich dagegen wehrten und sich fest in seinem Fleisch verankerten. Er versuchte bereits auszumachen, woher das gefährliche Geschoss gekommen war, indem er die Flugbahn berechnete. Da bohrte sich bereits ein zweiter Pfeil, oberhalb des Gesässes, durch sein engmaschiges Kettenhemd. Schmerzerfüllt verzog Torgar das Gesicht, nachdem das Brennen erneut nach ihm griff, als hätte man seinen Rücken zu Eis gefroren. Sein Arm war inzwischen so taub, dass er seinen Schild nicht mehr greifen konnte und dieser nur noch daran hieng, weil er ihn da festgebunden hatte. Der verwundete und nicht mehr kampffähige Zwerg musste einsehen, nichts gegen diesen Bogenschützen unternehmen zu können. Doch da er nun seine ungefähre Position erraten konnte, humpelte Torgar, so schnell er konnte, auf die linke Seite des Karrens, wo nun keine Feinde mehr zu sehen waren und wollte hinter das vordere Rad in Deckung gehen. Ein dritter Pfeil sauste knapp an ihm vorbei, wurde tief in den lehmigen Boden getrieben und ein vierter bohrte sich in seinen Fuss, drang jedoch nicht durch Metall und das dicke Leder seines Stiefels, während er seinen Weg zurückgelegte.
Unter dem Wagen an einem Rad angelehnt nutzte Torgar die Atempause um sich des Schlachtgeschehen genauer anzuschauen.
Auf der gegenüber liegenden, rechten Seite focht Ivan mit seiner riesigen Keule mühelos gegen gleich zwei, in schwarz gekleidete und verschleierte Gegner, die mühe hatten sienen brutalen, wilden Hieben auszuweichen. Neben den Kämpfenden lag ein Mann mit zwei Armbrustbolzen in der Brust, mitten in seinem eigenen Blut.
Torgar beobachtete Ivan bei einem weiteren Schwung und ihm fielen einige kleine Messergriffe auf, die aus einem Arm und Rumpf des dunkelhäutigen Zwergen herausstanden. Den Werfer konnte Torgar in einer Baumgruppe nahe des Wegrandes ausmachen, und auch dieser war schwarz gekleidet und verschleiert. Über der Brust des feigen Angreifers, kreuzten sich zwei Gurte, die nach hinten, über die Schultern verliefen und sich da abermals begegneten. In beiden Gurten trug er noch viele der kleinen, scharfen Wurfmesser mit denen er scheinbar gut umgehen konnte, den gerade bahnte sich wieder eines dieser Geschosse durch Ivans Deckung, worauf dieser ein gequältes Japsen von sich gab, als es gefährlich nahe bei seiner Kehle eindrang. Torgar wollte dem, mehr als zuvor vermutet, in Bedrängung geratenen Ivan helfen. Doch spürte er mitlerweile nicht einmal mehr seine Beine.
Von Oben aus dem Wagen erklang ein Klicken und ein lauter Fluch, als der Bolzen in einen Baum hinter dem sich der Messerwerfer versteckte einschlug. Schon viele andere der gefährlichen Armbrustgeschosse steckten in jener Deckung und den umliegenden Bäumen. Der Messerwerfer verstand es scheinbar sehr gut, die Nachladezeit, welche die Drillinge für ihre schweren Waffen unweigerlich benötigten, zu berechnen.
Besorgt fuhr Torgars Blick zurück zu Ivan, der gerade auf einen der verhüllten Männer einhieb. Der schwarz gekleidete hob seine Waffe mit beiden Händen nach oben um einen Mächtigen Schlag abzublocken, ein schwerwiegender Fehler. Die Kraft der Keule und ihres Schwungs, liess das Schwert einfach in diesselbe Richtung rasen, als es sich dem Griff ihres Führers entwand und mitten in dessen Gesicht fuhr. Dort wurde sie von der Keule begraben, was ein grässliches Knacksen verursachte. Der schwarz gekleidete Kämpfer wurde gegen hinten geworfen und blieb dort regungslos liegen. Sein Schwert steckte immer noch mit einer Klingenseite im Gesicht, während der Griff in die höhe ragte und ein skurriles, unheimliches Bild abgab.
Trotz dieses eindeutigen Beweises seiner unbändigen Kraft und der tückischen Gefahr, die von Ivan ausgieng, sah Torgar wie dessen Bewegungen immer langsamer, müder und mühsamer wurden. Der Zwerg keuchte bei jedem seiner Angriffe und Paraden. Bei der Baumgruppe zielte der Messerwerfer erneut auf den erschöpften Ivan, nachdem von oben zwei weitere Abzugshebel und noch lautere Flüche zu hören gewesen waren. Zu allem Überfluss schlug nun auch noch einer jener, mit Wiederhacken bewehrter und vergifteten Pfeile gegen Ivans Keule, die er gerade zwecks eines erneuten Schlags zu sich zurückgezogen hatte und prallte von einem der Eisenringe ab. Schroff zog er eine blutige Linie über Ivans Backe und blieb einige Schritte von ihm entfernt im Boden stecken.
"Lasst diesen verdammten, räudigen Sohn einer Fledermaus doch endlich einen Bolzen schlucken." Schrie Ivan verzweifelt, und seine Stimme überschlug sich mehrmals. Man vernahm deutlich, wie seine Lunge beinahe explodierte, so sehr bemühten ihn die wenigen Worte, von denen die Letzten nur noch in einziges Röcheln waren.
Torgar ertrug das Leiden seines ältesten Freundes nicht mehr länger. Mühselig bog er seinen tauben Arm zu einer Wurfaxt, die hinten an seinem Gürtel hing. Scharf brannte der Pfeil, der immer noch in seiner Schulterplatte verkeilt war und mit der Bewegung brutal an Haut und Fleisch der malträtierten Schulter riss. Das Gift hatte sich im ganzen Körper verteilt. Torgar fiel jede Bewegung schwerer und alles schien ihm langsamer zu werden. Deutlich sah er wie der Messerwerfer seine tückische Waffe entsandte und diese sich ihren unaufhaltsamen Weg richtung Ivan bahnte.
Träge und unbedacht fand er seine eigene Wurfbewegung die seine scharfe Wurfaxt in die entgegengesetzte Richtung entsandte. Torgar nahm jede Drehung wahr, die sein wirbelndes Geschoss durchwanderte, bevor es dann mit der Klinge vorann dem, sich in Sicherheit wiegendem Ziel, sauber den Schädel spaltete. Drei Bolzen durchschlugen den schlaff zu Boden sinkenden Körper des Messerwerfers, nachdem der Geist diesen bereits verlassen hatte.
Genau so schlaff fühlte sich auch Torgar. Vollkommen erbleicht und ohne kontrolle über irgend einen Muskel seines Körpers gab er der drängenden Müdigkeit nach, die ihn schon lange befiel. Der geschlagene Zwerg rutschte an dem Wagenrad nieder, an dem er angelehnt war und schloss seine Augenlider.
"Torgar!" Der angesprochene schlug die Augen auf und blickte in die feurig, blitzenden Augen von Ivan. Weiter fuhr Torgars Blick auf den blutigen Striemen über dessen Backe, der von dem Streifschuss stammen musste. Die gesamte Gesichtshälfte war rot und geschwollen. Ausserdem fiel ihm auf, das sie merkwürdig herunterhieng, als ob Ivan keine Kontrolle über den bettroffenen Bereich hätte.
"Steh auf du Drückeberger! Du kannst mich doch nicht einfach alleine weiterkämpfen lassen."
Torgar hörte die Aufforderung nur noch von sehr weit weg. Angestrengt versuchte er seine Gedanken wieder auf das jetzige Geschehen zu richten. Kämpfte gegen die betäubende wirkung der Giftpfeile an. Er verlor den Kampf. Erneut fielen Torgar die Augen zu. Er hatte genug von diesem Schlachten, davon zu töten und von anderen getötet zu werden.
Auf einmal zeriss es seine Schulter vor Schmerzen. Er meinte flüssiges Metall über seinen Arm gegossen zu bekommen und schrie so laut auf, wie es seine tauben Zunge und der Mun^d zuliessen. Nun war die Welt um ihn herum wieder klar und deutlich. Tränen rannen von Torgars Gesicht über den Pochenden Schmerz, welcher sich von seiner Schulter aus über den ganzen Körper ergoss. Wieder sah er, den nun unschuldig grinsenden Ivan vor sich sitzen, mit dem Pfeil in der Hand, der noch kurz zuvor in seiner Schulter gestekt hatte. Fetzen von Torgars Haut hingen an der, mit Wiederhacken besetzten Spitze des Pfeils.
Zögernd sah er zur Seite und ihm wurde übel, bei der hässlich blutenden Wunde die er da vorfand. Doch zumindest konnte er nun den grössten Teil seines Körpers wieder fühlen. Auch wenn er sich gerade wünschte dies nicht zu können.
"Wo..?" Mehr konnte Ivan nicht von sich geben, bevor ihn die wuchtige, zusammengeballte Faust Torgars, ihn ins Gesicht traff. Unbändige, brennende Wut lag in diesem einzelnen Schlag. Wut über die unsympathische Art des rücksichtslosen Ivans. Wut über alldieses Elend welches ihn umgab.
Keuchend und schnaufend, formten sich Torgars Gesichtszüge zu einer Maske unbändigen Hasses. Er wollte den selbstsüchtigen Zwergen anschrein, losbrüllen und nie wieder aufhören ihn zu verfluchen.
Ivan, dessen rechte Gesichtshälfte von dem brutalen Faustschlag nun auch gerötet war, drehte seinen Kopf ungerührt zur Seite und spukte einen Schwall Blut, gefolgt von zwei Zähnen aus. Er wand sich wieder Torgar zu, fuhr sich mit seinem Arm über den Mund, wischte sich das restliche Blut von den Lippen und wiederholte seine zuvor unterbrochene Frage, ohne das eben Geschehene im geringsten zu Kommentieren. "Wo hockt der verfluchte Affe?" Er hob die Hand mit dem lähmenden Pfeil, den er aus Torgars Schulter gerissen hatte. "Wo sitzt der Kerl der uns mit diesen Zahnstochern über den Haufen schiesst?"
Torgars wütende Maske fiel augenblicklich von ihm ab, eben so schnell wie sie gekommen war. Er hätte alles Mögliche von Ivan erwartet. Das er erschrocken zurückweichen und davongehen würde. Das er so lange auf ihn einprügeln würde, bis leiglich eine blutige Masse aus zwermalmten Knochen und zerquetschen Organen übrig war. Er hatte jedoch nicht erwartet, dass er gar nichts tat. Er würde diesen Zwergen vermutlich niemals vollständig verstehen.
"Torgar, antworte! Wir wissen nicht woher diese Pfeile kommen. Sobald jemand von uns den Kopf hebt wird er beschossen. Die drei Neuen sind hinten arg in Bedrängniss geraten."
Die Angst um seine Zwerge rüttelte noch einmal an Torgars Geist, der nun doch wieder drohte abzuschweifen. Angestrengt versuchte er sich zu orientieren. Er sah den schmutzigen, dunklen Unterboden des Wagens über sich. Grub seine Hand in den lehmigen, kalten Erdboden unter sich, der viele kleine Steinchen beherbergte. Dann sah er zur seite, zu den vielen Bäumen und dem dichten Unterholz. Links, des Weges, rund zweihundert Schritte weiter vorne, über der Anhöhe auf einer grossen Eiche!
Doch seine Zunge gehorchte ihm nicht. er lallte und hörte sich an, als hätte er ein ganzes Fass des schwarzen Zwergenbieres alleine ausgetrunken.
"Komm schon Torgar! Ich weiss, dass du den Schützen ausgemacht hast."
Einmal, zweimal und ein drittes Mal setzte er zu den Worten an, die in seinem Kopf brannten. Ihm wurde übel und er würgte. Er gab es auf den Aufenthaltsort in dieser Weise bekannt zu geben. Stattdessen setzte sich Torgar taumelnd auf, und torkelte halb auf den Knien, halb auf den Händen abgestützt, aus der sicheren Deckung des Wagenrades hinaus ins Freie.
Mit geweiteten Augen beobachtete Ivan die törrichte Aktion, die sein Freund gerade im begriff war zu begehen. Hastig Griff er nach dessen Gürtel um ihn wieder zurückzuziehen. Ebensogut hätte er versuchen können einen gen Tal rollenden Findling an einem Tau festzuhalten. So entriss sich Torgar seinem Griff und stand aufrecht neben den Wagen, als ihn auch schon ein schlanker Pfeil aus der Richtung traf, in die er mit dem Zeigefinger deutete.
Torgar spürte, dass der Pfeil dieses mal weder enterhacken besass, noch vergiftet war. Doch lies ihn seine Schlichtheit ungehindert an den engen Eisenmaschen vorbeischlüpfen und in den zähen Körper eindringen. Ein dünnes Rinnsal seines eigenen Blutes lief ihm von einem Mundwinkel hinunter und verschwand in seinem dunkelblonden Bart. Es zeugte ebenso von seiner ernsthaften Verletzung, wie die Tatsache, dass er sich erneut auf den Knien vorfand. Er sah zu Ivan hinüber, der ihn mit grossen Augen entgeistert ansah. Immer noch war Torgars Arm erhoben und deutete in die Richtung, aus der dieser Pfeil gekommen war.
Ivans wutentbrannten Augen folgten der Linie und entdeckten die wage Gestalt welche auf einem grossen Ast Kniete und bereits mit einem neuen Pfeil auf Torgar zielte. "Tiggle! Oben links auf der Annhöhe, in dem grossen Baum dort."
Der Drilling suchte sofort eifrig die benannte Umgebung ab, entdeckte sein Ziel und legte den Schaft seiner Armbrust an seine Schulter an, stützte den Ellenbogen des Armes, welche den Kopf der Waffe ruhig halten sollte und fixierte den gefährlichen Gegner. Doch er zögerte. "Es ist eine Frau." Schrie Tiggle überrascht.
"Und was mach das für einen unterschied zur Hölle nochmal!" rief Ivan wütend zurück.
Daraufhin murmelte Tiggle resignierend, einige unverständliche Worte in seinen Bart.
"Jetzt schiess doch endlich, bevor wir alle einzeln von diesen mörderischen Pfeilen aufgespiesst werden." tönt es drängend unter dem Wagen hervor, wo Ivan immer noch sass und mit Tränen in den Augen auf Torgar starrte. Fieberhaft versuchte er zu seinem Freund zu gelangen ohne seine Deckung verlassen zu müssen.
Der arme Tiggle legte erneut an und setzte die Armbrust beinahe zugleich wieder ab. Hin und hergerissen in Sorge um seine Brüder und Freunde, aber zugleich der Meinung, heute bereits so viel Blut vergossen zu haben blickte nervös um sich herum und sackte schlussendlich mit einem verzweifelten Stöhnen in sich zusammen. Er konnte doch nicht auf ein solch junges Mädchen schiessen. Was hatte sie an einem solchen Ort überhaupt zu suchen?! Unfähig eine Entscheidung zu fällen, verschwand er wieder in den Wagen.
Ivan tobte und liess sämtliche vorsicht fahren. Dem schwer verwundeten Torgar nochmal einen Blick zuwerfend, sprang er unter dem Karren hervor und kletterte an diesen hoch. Oben angekommen beugte er sich über den oberen Rand und entriss dem zitternden Tiggle seine Armbrust. Neben ihm bohrte sich ein spitzer Pfeil in das dunkle Holz. Den rasenden Ivan kümmerte dies wenig als er nun seinerseits die schwere Waffe auf die Bogenschützin richtete. Eine dürre Hand klammerte sich um Ivans angespannten Arm. Neben ihm erschien der alte, verwitterte Zausel, der hatte sich bis dahin nur gelangweilt und unbeteiligt in dem Karren aufgehalten und seine Barthaare gezählt, damit ihm auch sicher keines gestohlen wurde. Mit weit aufgerissenen, stumpfen Augen, in demselbe Weiss seiner schitteren Haare starrte er erschrocken ins Leere. Mit erstaundlicher Kraft klammerte er sich an Ivans Arm fest und fing an schrill loszuschreien. "Törrichter Narr. Bist dir des Verbrechens nicht einmal bewusst, welches du zu tun gedenkst." Ivan wollte den unheimlichen Greis von seinem Arm wegschütteln. Doch dieser lies sich nicht abwimmeln und ein dunkle Schatten legten sich über die Züge des alten Mannes. Ächzend holte er Luft und fuhr weiter alle um ihn herum mit der schrecklich hohen, krächzenden Stimme zu nöten. "Im Mutterleib spriest leben herann und du ungnädiger Wicht denkst in deiner Selbstsucht nur daran beide auszulöschen. Sei gewarnt das aus solchem Leid nur weiteres Leid sich erheben kann. Lass die Waffen schweigen und das Elend enden. Erforsche deinen Geist und werde dir klar, das du den Konsequenzen nicht entkommen kannst. Den jener selber wird dich dafür schelten!"
Zwei der Drillinge zerrten den hysterischen Alten von Ivan weg, der ungläubig und verunsichert die Stelle betrachtete, bei der sich die langen Fingernägel des keifenden Zausels in sein Handgelenk gebohrt hatten. Doch störrisch und seiner persöndlichen Fehde mit der jungen Bogenschützin austragen wollend, schlug Ivan alle Warnungen in den Wind.
Stoisch betrachtete Torgar, der nurmehr auf dem Boden lag, wie der Mechanismus der grossen Armbrust, den schweren Bolzen auf ein mörderisches Tempo beschleunigte. Seltsam entrückt von der ganzen Szene, folgten seine trüb blickenden Augen der schnurrgeraden Flugbahn, die das Geschoss unaufhaltsam seinem Ziel näher brachte. Das charakteristische Zischen mühte sich mit dem Bolzen mitzuhalten und schnitt scharf durch die Luft wie ein frisch geschliffenes Schwert durch Fleisch und Knochen. Er schlug auf. Der Schatten auf dem Baum, der die zierliche Form einer jungen Menschenfrau aufwies, erstarrte. Minutenlang, so kam es Torgar vor. Dann kippte sie langsam zur Seite und fiel die vielen Schritte nach unten auf den Erdboden. Den Fall begleitete ein hohes Kreischen. "Mörder! Mörder von aufblühendem Leben! Ausrotter von Familien!"
Torgar hörte die anklagende Tirade nur noch von weit weg. Er bekam nicht mehr mit wie Ivan die Armbrust unbeeindrckt gegen Zausels Nase warf, was diesen umfallen und laut schnarchen lies, so wurde auch das unaufhörliche Geschrei unterbrochen. Er bekam nicht mit wie die Drillinge und Ivan nach hinten stürmten, um die letzten Fechtenden Banditen niederzumähen. Sah nicht wie ein riesiger, dicker Mann, der schon von vier Bolzen durchschlagen worden war, in rasender Wut immer noch weiterkämpfte und bei seinem Fall den letzten der drei neuen Zwerge mit in den Tod nahm, die verzweifelt die hintere Flanke des Wagens verteidigt hatten. Nun lagen alle drei mit furchtbar verrenkten Gliedern und zerschlagenen Gesichtern auf der lehmigen, kalten Strasse. Er hörte ebensowenig den Bolzen, welcher den letzten, fliehenden Dieb einholte und sein hoffnungsloses Vorhaben zunichte machte, als er in den Rücken fuhr und aus seiner Brust bis zur Hälfte wieder heraustratt.
Torgars Lunge fülte sich langsam mit Blut, als Ivan und und der Rest seiner Söldnerbande zu ihm gingen und der rauhbeinige, dunkle Zwerg mit leiser und gepresster Stimme befahl. "Hebt ihn in den Wagen und versuch ihm irgendwie zu helfen Wiggle." Eine kurze bedrückte Pause folgte. "Und führt unsere Toten zurück zu den Steinen."
"Sollen wir die Frau suchen?" meinte Tiggles immer noch Zitternde Stimme.
"Das Unterholz ist zu dicht und den Sturz hätte sie niemals überleben können, wir haben keine Zeit dafür. Verbrennt die anderen Leichen." Ivans Stimme war kalt und hatte jegliches Gefühl verloren. Er spürte die vorwurfsvollen und ungläubigen Blicke auf sich. "Los schon!"
Torgar hatte sein Bewusstsein verloren, doch das Unbehagen begleitete ihn bis in seine tiefsten Träume.
Er hasste es zu töten.

Gershom sah Arianna durch einen schwarzen Schleier, wie sie zu ihm herüberwinkte, zu ihm lächelte und geduldig auf ihn wartete. Es war ein seltsam verschwommenes und entfremdetes Bild von seiner Geliebten. Doch zweifellos war es Arianna.
Er wollte sich bewegen, konnte dies aber nur sehr langsam, als ob sich sein ganzer Körper unter Wasser befinden würde. In der Tat fühlte er nasse Kälte und seine Kleider klebten unangenehm an seinem ganzen Körper. Etwas traff sein Gesicht, durchnässte es und Wasser lief ihm in die Augen. Der junge Mann schloss die Augen und wollte sich mit einem Arm über sein Gesicht fahren. Doch das durchnässte Körperglied bewegte sich so langsam, dass er die Bewegung aufgeben musste. Als er die Augen wieder öffnete war Ariannas Lächeln hinter dem schwarzen Schleier verschwunden. Sie war weg. Verzweifelt suchte er in dem schwarzen Nebel nach seiner geliebten Frau. Die Verzweiflung wich purer Panik und gerade als Gershom laut ihren Namen rufen wollte durchbrach ein glimmender Lichtstrahl die schwarze Dunkelheit. Gefolgt von einem grummelnden, ohrenbetäubenden Grollen.
Der junge Mann war aufgewacht.
Sofort stachen höllische Schmerzen durch seinen Kopf. Sein verletztes Bein brannte unter den fallenden Wassermassen, welche der Himmel ausspie. So weit man sehen konnte bedeckten Schwarze Wolken den Himmel, der wütete und stürmte. Beissender Wind zerrte an den Bäumen, als wäre er wütend auf sie und wolle sie entwurzeln und zerreissen. Erneut zuckte helles Licht durch die Dunkelheit, schnitt für für einen Augenblick zuckende Linien durch die Wolken. Knatternd und grollend, wie ein riesiger Steinschlag fiel nun über ihn her, schall in seinem Kopf wieder und wieder, dröhnte und pochte. Gershom hielt die einströmenden Reize nicht mehr aus, schrie, ging in einem erneutn Donnergrollen unter und schrie abermals. Er schreite seinen ganzen körperlichen Schmerz hinaus. Der Regen der ihn durchnässte, sich mit Tränen und frisch austrettendem Blut vermischte. Grelles Licht und betäubender Lärm. Sein Kopf schien zu platzen. Schnell griff er nach seinen gellenden Schläfen und stiess auf eine brennende Beule und viel geronnenes Blut. Keuchend und wimmernd kam Gershom langsam wieder vollständig zu Besinnung. Sein Blick irrte wirr umher. Was war hier los? Mit einem lauten Grollen kehrte seine Erinnerung stückweise zurück. Wo war Arianna? Wo war er selber?
Auf Knien kroch er aus dem überwuchertem Graben und musste bei jeder Bewegung des aufgerissenen Beines die Zähne zusammenbeissen. Den Stück für Stück riss die verschorfte Wunde wieder auf und fieng wieder an zu bluten. Am Kamm der Grube angekommen konnte Gershom erst einmal nicht mehr weiter. Die Anstrengung liess ihm übel werden und er musste sich übergeben. Erst danach sah er sich um, konnte aber erst im Licht des nächsten Blitzes etwas sehen. Direkt vor ihm erstreckte sich der Weg an dessen Rand sich drei kleine Steingräber erhoben. Gershom blinzelte, was ihm ein wütendes zucken seiner Stirn einbrachte. Daneben war noch etwas gewesen, ein weiterer Haufen. Er konnte es aber in der Dunkelheit nicht ausmachen. Lange musste er nicht auf den nächsten Lichtstrahl warten. Ihm wurde erneut übel. Da lag ein verkohlter Haufen Knochen und sonstiger Überreste der Diebesbande neben der Gräber. Erschrocken und ängstlich wich Gershom zurück, rutschte wieder die Böschung herunter und kauerte sich dort zusammen.
Wo war Arianna? Das durfte nicht sein! Gershom sprang auf und jeglicher Schmerz war vergessen. eifrig sprang er die Böschung hoch, rannte so schnell sein Bein mitkam zu dem grausigen Haufen. Verzweifelt wühlte er darin herum, um irgend einen Hinweis zu finden, der auf seine Frau hindeuten mochte. Schwarz wurde sein Gesicht wegen des Russes, von den vielen Malen bei denen er sich hastig die Tränen wegwischte, die dieses mal nichts mit seinem körperlichen Leid zu tun hatten. Er fand nichts. Nichts was verdächtig gewesen wäre. Vor hilflosigkeit schreiend stand er auf, ging hin und her und vergrub seinen Kopf in den Händen.
Der völlig aufgewühlte Mann versuchte nachzudenken. Doch bei jedem Himmelsgrollen dröhnte sein Kopf bis über jegliche Grenzen hinaus, die er aushalten konnte. Einen Baum, Gershom erninnerte sich an die grosse Eiche bei der er seine Liebe Frau mit einem sanften Kuss verabschiedet hatte. Seine Beine bewegten sich noch bevor er diesen Gedanken zuende geführt hatte. Er ignorierte die Tatsache, dass er schneller bei dem hoffnungsträchtigen Ort ankäme, wenn er denn der Strasse folgen würde. Doch so sprang er erneut zurück in den Graben und bahnte sich seinen weg direkt durch das dichte Unterholz, zu dem grossen Baum. Blind und panikerfüllt rannte er, bemerkte gar nicht wie er bei jedem Schritt beinahe einknickte. Mehrmals schlug Gershom gegen einen Baum und holte sich zusätsliche Prellungen und Schürfwunden zu seinen alten Verletzungen. Es war ihm egal. Einzig wichtig war es, die Strecke zwischen dem Knochenhaufen und den letzten bekannten Aufenthaltsort seiner Frau zurückzulegen.
So sah er sie den auch. Gershom konnte aber nicht glauben, was er da sah. Er wollte nicht glauben, dass die Frauenleiche die da bei den Wurzeln am Boden lag Arianna war. Es konnte nicht Arianna sein. Seine Geliebte war sicher geflohen, ganz sicher. Als er taumelnd näher kam erhellte ein entfernter Blitz die Züge der jungen Frau in ein unheimlich steriles Licht. Gershom erkannte diese sofort. Doch seine Frau trug nicht ihr übliches beruhigendes und warmes Lächeln. Sie strahlte nicht die übliche menschliche Wärme aus, welche sie so einzigartig machte.
Sicher schlief sie nur. war erschöpft, vielleicht Ohnmächtig geworden. Gershom müsste sie sicher nur wecken. Leicht strich er über die bleiche Wange, hauchte leise ihren Namen. Ihre Augen waren offen, doch sie antwortete nicht. Welch ein seltsames Spiel trieb sie mit ihm. Er schüttelte sie nun heftiger mit beiden Händen, rief drängend ihren Namen. Wiso antwortete sie nicht?
Erneut wurde das Liebespaar für kurze Zeit ind helles Licht gehüllt. Zugleich zerbrach die Illusion die Gershom um sich herum gebaut hatte. Zerbarst in tausend Stücke, als er den trüben schimmer, in den sonst immerzu freudig glänzenden Augen sah. Aus ihnen verliefen rote Linien, genauso aus dem vollen Mund und der kleinen Nase. Er spürte den harten Bolzen, der aus ihrem gewölbten Bauch ragte und die die Glieder, welche in unnatürlichen Richtungen abstanden.
Der Wind heulte, die Wolcken weinten, genau wie jener der Ehemann gewesen war, jener der Vater hätte werden sollen. Er weinte zuerst durch den Schock, dann aus Leid, wegen der Trauer und zum Schluss aus Wut. Unbändige Wut auf die Zwerge, welche ihm dies angetan hatten. Die so kalt und herzlos gemordet hatten und nicht einmal vor einer werdenden Mutter halt gemacht hatten. Gershom sann nach Rache. Jeder einzelne dieser Scheusale sollte seine Tat büssen.
Lange weinte der gebrochene Mann noch zusammengesunken über seiner toten Geliebten, bis die Sonne, ungesehen, über dichten Wolken aufgieng.
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